Ursachen der Legasthenie

Eine Legasthenie entsteht meist aus dem Zusammenspiel vieler Faktoren.

 

Nach dem aktuellen Stand der Forschung spielen einerseits genetische Faktoren eine Rolle, so wurden familiäre Häufungen über mehrere Generationen beobachtet. Hat ein Elternteil bereits ähnliche Schwierigkeiten, liegt die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Legasthenie bei etwa 35 % und ist somit um ein Vielfaches erhöht, so das Ergebnis zahlreicher Studien.

 

Andererseits spielen verschiedene Defizite im Bereich der Sprachwahrnehmung und –verarbeitung im Gehirn eine Rolle. Die so genannte Phonologische Bewusstheit ist beeinträchtigt. Den Kindern fehlt ein intuitives Wissen um den Aufbau der Sprache, dies zeigt sich darin, dass

 

die Kinder Wörter schwer in Silben zerlegen können

 

Reime schlecht erkennen und bilden können (was reimt sich auf "Feld"? "Geld" oder "Gold"?)

 

Laute nicht gut erkennen und benennen können (was hörst du am Anfang von "Affe"?)

 

Die Kinder haben Schwierigkeiten, Regelhaftigkeiten bei der Verschriftlichung von Wörtern automatisch zu erfassen.

 

Weiters kommen Gedächtnisschwierigkeiten beim Abspeichern und Abrufen von Buchstaben und ganzen Wortbildern häufig vor. Häufig haben die Kinder keine Probleme, sich grafische Muster zu merken (visuelle Aufgabe), doch Buchstabenkombinationen merken sie sich nur sehr schwer. Auch das verbale Kurzzeitgedächtnis ist oft beeinträchtigt – Menschen mit Legasthenie haben oft Schwierigkeiten, lautsprachliche Einheiten im Arbeitsspeicher zu behalten (Beispiel: Pseudowörter nachsprechen, wie "topika – giboda – lorema").

 

Einen wesentlichen Einfluss hat schließlich noch die Umwelt, also Schule und Familie, Freunde.

 

Die Art des Umgangs mit den Problemen in der Schule ist von großer Bedeutung für das Kind. Die Kinder müssen mit unzähligen Rückschlägen und Misserfolgen zurecht kommen und haben, obwohl sie sich mehr als die Klassenkollegen anstrengen, weniger bis keinen Erfolg in der Schule. Nicht selten geraten diese Kinder zudem in eine Außenseiterrolle und werden verspottet oder für dumm gehalten. Darum brauchen diese Kinder viel Verständnis von Seiten der Lehrkraft und emotionalen Rückhalt.

 

Auch der Umgang der Familie mit den Lese-/Rechtschreibproblemen ihres Kindes hat einen wesentlichen Einfluss auf den weiteren Verlauf. Die Eltern sind die wichtigste emotionale Stütze ihres Kindes und sollen ihr Kind nicht über Leistung definieren. Es ist wichtig, die Stärken und Fähigkeiten der Kinder positiv hervorzuheben und die Probleme nicht in den Mittelpunkt zu rücken. Ermutigen Sie Ihr Kind!